Die Veröffentlichungen von Catalyst Game Labs sind nicht gerade bekannt für ihren fehlerfreien Inhalt. Sowohl inhaltlich, als auch formal lassen die Bücher der amerikanischen Shadowrun-Redaktion allzu oft zu wünschen übrig. Fragwürdige Regeln, vergessene Absätze, Kanonbrüche… vieles davon wird in den deutschen Übersetzungen von Pegasus abgefangen. Aber auch hier sind wir nicht immer vor Fehlern gefeit. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht einfach ist ein Buch zu layouten, geschweige denn alle Satzfehler vor Veröffentlichung zu finden. Bei PDF-Publikationen ist das noch nicht einmal tragisch. Hier können die Dateien korrigiert und aktualisiert werden. Fehler in einer gedruckten Ausgabe sind dafür umso unangenehmer.
CGL gibt nun Einblick in die Arbeit der Redaktion und stellt den Proof-Prozess in ihrem Thumbl-Kanal vor. Das Proofing stellt dabei den letzten Schritt dar, um sicherzustellen, dass auch wirklich alle Fehler ausgemerzt wurden. FASA, der ursprüngliche Shadowrun-Verlag hatte hierfür einen sehr umfassenden Prozess. Je nach Größe des Buches dauerten die Sitzungen mehrere Tage. Eine gefühlte Million Haftnotizen sorgten dafür, dass auch kein Fehler durch die Lappen ging. In stundenlangen Diskussionen wurde dann beraten, ob eine Korrektur wirklich notwendig war. Die Qualität der Bücher war entsprechend hoch.
Ein solcher Prozess ist nicht einfach auf einen Verlag wie CGL übertragbar. Alleine der Umstand, dass die Mitarbeiter über eine Vielzahl von Staaten verstreut sind, macht deutlich, dass solche intensiven Sitzungen, wie zu FASA-Zeiten nicht möglich sind. Das hatte Auswirkungen auf die Qualität der Veröffentlichungen, die zum Ende der Vierten Edition enorm einbrach. Trauriger Tierpunkt war damals das Sixth World Almanach das von den Fans lange herbeigesehnt wurde und dann viel Unmut hervorrief. Nur langsam erholte sich CGL davon und auch heute noch bestätigen sie leider zu häufig den Ruf, den sich damals damit erworben haben.
Letzten Sommer wurde darum der Proof-Prozess komplett überarbeitet. Das Street Grimoire war eines der ersten Werke, dass nach dem neuen Verfahren korrigiert wurde und auch Run Faster zeigt, dass die Umstellung sich bewährt. Das neue Verfahren ist natürlich kein Garant für 100% fehlerfreie Bücher. Irgendwo wird immer einer durch die Lappen gehen. Es bleibt aber zu hoffen, dass sich mittelfristig das Niveau wieder hebt und zumindest grobe Schnitzer der Vergangenheit angehören.
- Link: The Proofing Process… (englisch)