… und traf sich am Wochenende zu den Intenationalen Spieltagen, der SPIEL ’13 in Essen. Nach gut 11 Stunden An- und Abreise sind von einem Tag Messetreiben doch ein paar Dinge im Gedächtnis geblieben: es war laut, es war voll, die Cola war teurer als der Döner und ein Tag ist einfach viel zu kurz um wirklich alles in den drei Messehallen sehen und vor allem auch ausprobieren zu können. Wer sonst nur den ewig gleichen RTL-II-Vormittagskinderspielzeugreklamebrei in den Supermarktregalen gewohnt ist, kann sich bei so einer Vielfalt einfach nicht mehr satt sehen. Die wenigen bekannten Titel, wie den x-ten Monopoly-Aufguss (yeah, dieses Jahr mit den bekanntesten Konsummarken), konnte man da gut und gerne ignorieren und, wenn es das Gedränge zuließ, im gemütlichen Eiltempo zum nächsten Stand traben. Es gab genug besseres zu sehen und die Wanderschuhe haben sich auf jeden Fall bezahlt gemacht. Es wurde gestaunt, gekauft und vor allem gespielt.
Neben viel bekanntem in neuen und auch altem Gewand gab es auf der SPIEL ’13 immer wieder interessante Neuentwicklungen zu entdecken. Ins Auge vielen dabei unter anderem mehrere Spiele für den kleinen Charles Darwin in mir. Darunter Titel wie Terra Evolution -Tree of Life vom Finnen Esa Wiik oder das Kartenspiel Evolution: The Origin of Species der russischen Spieldesigner Sergey Machin und Dmitry Knorre. Durch geschicktes Kombinieren von Eigenschaften gilt hier das Überleben seiner Tiere zu sichern und zur vorherrschenden Art zu erheben.
Zwischen Kinder- und Familienspielen, Würfelständen und Larp-Kostümen, war ein Spielethema doch irgendwie fehl am Platz. Sind Panzer und Camouflage im Tabletop-Bereich, u.a. durch die Warzone-Reihe, zwar schon länger bekannt, verlagern sich doch die Settings von Fantasy oder ScienceFiction auf reale Konflikte. Weltkrieg, Kubakrise oder moderne SpecOps – Kriegsspiele knüpfen nahtlos an bekannte Computerspielreihen an. Vor allem osteuropäische Verlage haben offensichtlich wenig Berührungsängste mit diesem Thema, egal ob auf Seiten der Achsenmächte oder als polnischer Partisan ins Felde gezogen wird. Das Angebot beschränkt sich dabei nicht nur auf Tabletop-Minaturen sondern ist in allen Genres vertreten, vom Karten- bis zum Brettspiel.
Gleich drei Spiele zum Thema Rock drängten sich mir auf. Bei Rock Science von Pegasus Spiele dürfen eingefleischte Fans bei gut 1600 Fragen zeigen, was sie über Rocklegenden von Black Sabbath über Mötley Crue bis Slipknot wissen. Kartendecks zur Erweiterung des Spiel sind derzeit in der Entwicklung. Der italienische Spieledesigner Tommaso Bonetti stellte das im Eigenverlag vertriebene Ready to Rock! vor, bei dem man sich mit seinen Freunden ins imaginäre Konzertgetümmel stürzen kann. Wer lieber hinter der Bühne die Strippen zieht, kann sich am Brettspiel Rock’n’Rodeo versuchen – wenn es denn erscheint. Als Festivalmanager gilt es Bands zu buchen, das Festivalgelände vorzubereiten und Stände aufzustellen. Der Entwickler Matthias Stark sucht derzeit noch Unterstützung beim Crowdfounding via Startnext.
Ganz kommt man auf der SPIEL ’13 dann doch nicht an Bits und Bytes vorbei. So gibt es Rock Science, wie viele andere Gesellschaftsspiele, mittlerweile auch als App. Bei der Umsetzung bleibt es aber oft nicht bei einer bloßen Kopie des analogen Spiels. Die Apps erweitern die Spielwelt um zusätzliche Inhalte oder sind zum Teil integraler Bestandteil des Spielkonzepts. Ohne Tablet geht in diesen Fällen also nichts mehr, so wie bei der polnischen Entwicklung Dice+. Der Würfel kommuniziert über Bloototh mit Android- und iOS-Geräten und übermittelt kontinuierlich seine Lage. Neben klassischen Brett- und Würfelspiele lässt sich der Dice+ so auch als Controller, bspw. für Flugsimulationen, einsetzen.
Den entgegengesetzten Weg schlugen einige Videospielklassiker ein. Wer beim nächsten Stromausfall auf sein Tetris- oder PacMan-Spiel nicht verzichten will, bekommt auf der SPIEL ’13 ihre analogen Pendants präsentiert. Letzteres ist mit gut 480 Euro und 8 Kilo Eigengewicht aber wohl nicht gerade für den kurzen Spielspaß zwischendurch gedacht.
Fester Bestandteil der Messe ist mittlerweile auch die COMIC ACTION. Neben den obligatorischen Autogrammstunden mit bekannten Künstlern wie dem Simpsons-Chefzeichner Bill Morrison, konnte man hier auch mit weniger bekannten, wenn auch nicht weniger begabten Zeichnerinnen und Zeichnern in Kontakt kommen. Persönlicher Kontakt wurde auf der Messe generell groß geschrieben. Spieleentwickler, wie Tobias Hamelmann, der am Pegasus-Stand das neue Grundregelwerk zum Rollenspielklassiker Shadowrun präsentierte und das eigens eingeflogene Shadowrun-Urgestein Jordan Weisman waren immer für ein Gespräch offen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffentlich auf abgepudert.de.