Nanofax ist aktuell noch Zukunftsmusik, dennoch bieten sich dem Do-it-yourself-Waffenschmied auch heute schon eine Reihe von Möglichkeiten potentiell tödliche Schusswaffen herzustellen. 3D-Drucker werden immer erschwinglicher und vor allem präziser. Eine neue Generation von Raubkopierern wächst gerade heran, so die weitläufige Befürchtung von Patentinhabern. Was das Tonband, die Musikkassette, die CD-Rom für die Musikindustrie, der Fotokopierer und Scanner für Buchverlage und VHS-Kassette und DVD-Rom für die Filmindustrie waren, ist der 3D-Drucker für alle, die plastische Objekte in welcher Form auch immer produzieren und verkaufen wollen: vom alltäglichen Gebrauchsgegenstand, über Dekorationsobjekte, bis hin zum sonst sehr teuren Ersatzteilen wie Zahnräder oder Spezialschrauben. Bereits jetzt gibt es Internetseiten in denen 3D-Modelle von Standard-Handschellenschlüssel zum Heruntergeladen angeboten werden und die mit dem entsprechenden Geräten ausgedruckt werden können.
Im vergangenen Jahr sorgte die erste offenbar funktionsfähige gedruckte Plastikpistole, der Liberator, für Aufregung. Bezahlbare 3D-Drucker für Ottonormalwaffenbauer waren zu dem Zeitpunkt noch rar gesät und bei weitem noch nicht präzise genug, um die Einzelteile passgenau fertigen zu können. Die Kunststoffteile hatten in der Regel zu große Toleranzen, die Abzugfeder war zu schwach und die Integrität der Waffe war so gering, dass Experten dringend davon abraten eine solche Waffe aus der Hand abzufeuern. Innerhalb weniger Monate schritt die Technik schnell voran. Heute erhältliche Drucker arbeiten bereits wesentlich präziser, die Gefahr einer von Metalldetektoren unerkannten Feuerwaffe ist damit real. Was in den USA von der Verfassung geschützt ist, ist in anderen Ländern gesetzlich strikt untersagt. Ein im Mai diesen Jahres verhafteter japanischer Hobbybastler wurde darun jetzt zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Es bleibt aber nicht bei billigen Plastepistolen, die sich nach ein, zwei Schüssen selbst zerlegen. Mittels Lasersintern gedruckte Pistolen nach dem Modell der Colt 1911 sind so stabil und präzise, dass sie auch auf 25 Metern Entfernung noch in Schwarze treffen. Lasersintern sind aktuell noch in einem gehobenen Preissegment anzutreffen, es ist aber zu erwarten, dass die Kosten für dieses Verfahren in den kommenden Jahren ähnlich sinken werden, wie das Multi Jet Modeling oder Fused Deposition Modeling im Kunststoffbereich.
Einen anderen Weg schlägt der Ghost Gunner ein. Mittels einer CNC-Fräse können Waffenteile aus einem Metallblock gefräst werden. Im aktuellen Beispiel ist dies das untere Gehäuseteil eines Sturmgewehrs. Während in den USA sämtliche Ersatzteile der Waffe frei verkäuflich sind, ist dieses Gehäuseteil nur eingeschränkt erhältlich, da es mit einer Seriennummer versehen ist und damit das einzige offizielle Identifizierungsmerkmal des Gewehrs darstellt. Mit der von Defense Distributed gebauten CNC-Fräse wäre es also möglich Feuerwaffen herzustellen, die keiner staatlichen Kontrolle unterliegen, da sie über keine Seriennummer verfügen – daher auch der Name des Projekts. CNC-Fräsen sind, ähnlich wie Lasersintern, aktuell noch verhältnismäßig teuer. Defense Distributed, die auch hinter dem Liberator Projekt stecken, wollen aber mit einem kleinen, kostengünstigen Gerät jedem (US-Bürger) zu uneingeschränkten Zugang zu Feuerwaffen verhelfen. Ob als D.I.Y-Anleitung, als Baukasten oder als vormontiertes Gerät, CNC-Fräsen dürften in den kommenden Monaten wohl einen ähnlichen Boom erleben, wie aktuell die 3D-Drucker.