Am vergangenen Wochenende fand in Düsseldorf die erste Cyborg-Messe der Welt statt. Vom 6. bis 8. November präsentierte der Cyborgs e.V. und das NRW-Forum Düsseldorf mit SCIENCE + FICTION eine Messe mit angeschlossener Konferenz und Barcamp rund um Technik, Forschung und Futurismus. Auf der „Implant-Party“ ließen sich Probanden live Chips und andere technische Spielereien von Bio-Hackern einsetzen, darunter auch mehr oder weniger nett aussehende Blink-Implantate.
Ohne auffällige Hardware fremde Smartphones hacken, das geht heute bereits mit implantierten Chips. Seth Wahle – Sicherheitsexperte, ehemaliger Waffentechniker der US-Navy und Bio-Hacker – ließ sich einen Nahfeldkommunikations-Chip (NFC) in seine Hand einsetzen. In einem Umkreis von 10 Zentimetern kontaktiert der Smartphones in Reichweite und fordert den ahnungslosen Eigentümer auf einen Link zu öffnen. Kommt dieser der Aufforderung nach, wird ein Malware-Programm installiert. Potentielle Opfer, die auf diese Masche reinfallen, gibt es sicherlich genug. Und das wohl auch in sensiblen Sicherheitsbereichen, denn gut getarnt unter der Haut sind selbst Flughafenkontrollen zu überwinden. Beim Straßendoc um die Ecke kostet der Eingriff mit Rinder-Chipping-Nadel nur schlappe 40 $ (etwa 36 Euro).
In der Medizin sind sie nicht mehr wegzudenken: Implantate und Prothesen. Zwar sind viele davon immer noch im experimentellen Stadium, eine ganze Reihe haben aber einen Grad der Entwicklung erreicht, mit dem sie nahezu routinemäßig eingesetzt werden. Hirnschrittmacher, künstliche Herzen, Hüftgelenke, Hörgeräte im Mittelohr. Prothesen werden immer funktionaler und ergonomischer. Und Robotertechnologie hat Einzug gehalten. Beine, die einen nahezu normalen Gang ermöglichen, Hände, die per Gedanken greifen und ihre Kraft auch bei empfindlichen Gegenständen kontrolliert einsetzen können. Mittlerweile übertreffen künstliche Körperteile bereits ihre natürlichen Pendants, wie ein Blick in den Profisport zeigt.
Fernab der kostenintensiven medizinischen Anwendungen, die krankheits- oder unfallbedingte Defizite ausgleichen sollen, hat sich eine Szene entwickelt, die nach dem Do-it-yourself-Prinzip die natürlichen Einschränkungen des menschlichen Körpers überwinden will. Bio-Hacker züchten in Heimlaboren an DNA, Bakterien und Bioware. Selbst entwickelte Cyberware wird gleich selbst eingepflanzt. Die einfacheren Eingriffe sind u.a. das Implantieren von Magneten unter der Haut, mit denen technische Geräte gesteuert werden können. Die komplexeren reichen bereits bis zur Erweiterung des Hörsinns.